Gostyn – Steinachs Partnerstadt in Polen
Seit dem Jahr 2012 sind Steinach und Gostyn in Polen offizielle Partner. Gostyn ist Kreisstadt im gleichnamigen Powiat und hat mit seinen vielen Ortsteilen etwa 28.000 Einwohner. Gostyn liegt in der Woiwodschaft Großpolen etwa 70 km südlich von Poznan. Zwischen Gostyn und Steinach liegen zwar etwa 600 km, dennoch gibt es viele persönliche Kontakte und Freundschaften.
Die Kultur und die Geschichte von Gostyn und der Region sind eine Reise wert.
Gostyn stellt sich vor
Es gibt Orte in Polen, die man gesehen haben sollte. Nicht nur wegen ihrer schönen Lage oder der Landschaft, auch nicht nur wegen ihrer außergewöhnlichen Architektur, ihrer Geschichte oder ihrer Helden. Es lohnt sich, einfach die Magie der Vergangenheit und Reiz der Gegenwart kennen zu lernen. Ein solcher Ort ist auch Gostyn.
Stadt und Gemeinde Gostyn gehören zum südwestlichen Teil der Wojewodschaft Großpolen. Die Stadt liegt am Fluss Kania, 70 km südlich von Poznań (Posen) und 100 km nördlich von Wrocław (Breslau) gelegen. Sie liegt inmitten einer malerischen Hügellandschaft und ist von Wäldern und Wiesen umgeben, die eine reiche Fauna und Flora aufweisen.
In der Stadt- und Landgemeinde leben fast 28.000 Menschen. Etwa drei Viertel der Einwohner leben unmittelbar in der Stadt Gostyn. Die übrigen Einwohner leben verteilt in den angrenzenden Dörfern.
Eine Stadt mit Tradition
Gostyn wurde am 1. April 1278 auf Geheiß des Fürsten Przemysl II gegründet. Die Stadt wurde auf kleinen Inseln im Altwasser des Flusses Kania erbaut. Die Lage an der Verbindungsstraße Poznań — Wroclaw begünstigte ihre Entwicklung.
Seine Blütezeit erlebte Gostyn im 15. und 16. Jahrhundert. Neben dem Handel diente das Handwerk verschiedener Zünfte den Einwohnern als Haupteinnahmequelle. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts entwickelte sich die Stadt zu einem bedeutenden Zentrum der Reformation. 1565 fand hier die Synode der Andersgläubigen Großpolens statt.
Das 18. Jahrhundert brachte aufgrund zahlreicher Kriege und Epidemien einen wirtschaftlichen Rückgang. Seit der polnischen Teilung von 1793 lag Gostyn im damaligen Südpreußen. 1887 wurde schließlich der Kreis Gostyn gegründet und bald darauf entstanden erste Eisenbahnverbindungen.
Bis zur staatlichen Unabhängigkeit Polens 1918 war Gostyn ein wichtiges Zentrum der polnischen Nationalbewegung. In der Zwischenkriegszeit war die soziale und wirtschaftliche Lage schwierig.
Mit dem Einmarsch der deutschen Truppen am 6. September 1939 in Gostyn begann die fast sechsjährige Okkupationszeit. Gleich zu Beginn, am 21. Oktober 1939, wurden in einem Terrorakt gegen die Zivilbevölkerung 30 Einwohner Gostyns und der Umgebung auf dem Marktplatz erschossen. Mit der Einnahme der Stadt durch die russische Armee am 27. Januar 1945 endete die deutsche Besatzung.
Nach dem Krieg erlebte die Stadt eine schnelle und positive Entwicklung, die trotz gelegentlich schwieriger Zeiten, bis heute anhält. Insbesondere nach 1990, als die Einwohner begannen, sich wieder selbst verantwortlich zu fühlen, bekam die Stadt ein neues Gesicht.
Spuren der Vergangenheit
Eine wahre Perle der Architektur ist die Basilika auf dem Heiligen Berg bei Gostyn. Die Barockkirche wurde 1675-1698 nach dem Vorbild von Santa Maria della Salute in Venedig erbaut, und zwar nach einem Plan des italienischen Architekten Baldassare Longhena. Es ist ein Zentralbau mit einer mächtigen Kuppel. Diese Kuppel zieren im Jahr 1746 geschaffene Fresken von Georg Neunhertz mit Szenen aus dem Leben des hl. Filippo Neri. Die reiche Innenausstattung ist hauptsächlich im Stil des Barock und Rokoko gehalten. Der Hauptaltar aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts zeigt ein Wunderbild der Muttergottes von 1540 mit dem Panorama von Gostyn im Hintergrund.
Das älteste Gebäude in Gostyn ist die St. Margarethen-Stadtkirche, die im 15. Jahrhundert erbaut und danach mehrmals umgestaltet wurde. Heute ist sie ein stattliches spätgotisches dreischiffiges Gebäude mit einem viereckigen Turm. Der Hauptaltar stammt aus dem Jahr 1640.
Die Heilig-Geist-Kirche wurde 1909 errichtet und ist ein ehemals protestantisches Gotteshaus, das im Stil der Neurenaissance erbaut und nach dem Zweiten Weltkrieg in eine römisch-katholische Kirche umgewandelt wurde.
Besonders sehenswert sind auch die Häuser in der heutigen Fußgängerzone, die im 18. und 19. Jahrhundert erbaut wurden.
Das Rathaus zu Gostyn entstand 1910-1912. An der Vorderseite ist eine Gedenktafel angebracht, die an die Opfer des nationalsozialistischen Terrors erinnert.
Gostyn heute
Heute ist Gostyn ein bedeutendes Zentrum im südwestlichen Großpolen. Für die Einwohner der Gemeinde stellt die Arbeit in der Industrie, in der Landwirtschaft und im Dienstleistungssektor die wichtigste Einnahmequelle dar. Der Jugend steht ein Netz moderner Schulen zur Verfügung.
Reich ist auch das kulturelle Angebot. Der Stolz der Stadt ist die Staatliche Musikschule, die seit 1993 ihren Sitz im wieder aufgebauten und restaurierten Schützenhaus hat. Dort ist auch ein Konzertsaal untergebracht. Im Park bei der Schule befindet sich eine Konzertbühne.
Eine der lokalen Attraktionen ist das Festival der klassischen Musik „Musica Sacromontana“, das seit 2006 immer im Herbst in der Basilika auf dem Heiligen Berg stattfindet. Hochkarätige Sänger und Musiker von nah und fern kommen hierher, um Werke der hiesigen Komponisten von vor 200 Jahren neu zu interpretieren.
Zehntausende Besucher kommen jeden Sommer nach Podrzecze bei Gostyń, um dort Rekonstruktionen historischer Gefechte zu sehen. Man kann hier kinoreife Action und Paraden alter Militärfahrzeuge erleben.
Diese Veranstaltungen werden von hiesigen Vereinen organisiert. Auch viele andere Organisationen tragen mit interessanten Projekten zur Vielfältigkeit der Stadt bei und binden die Einwohner dabei aktiv ein.
Wirtschaft
Die Stadt Gostyn ist im ganzen Land und weit darüber hinaus bekannt für Milchprodukte, Glasverpackungen, Zubehörteile für die Automobilindustrie, Kräutertees und Zucker. Daneben ist die Gegend von Gostyn ein bedeutendes „Kutschenrevier“. Pferdewagen gehen von hier in alle Welt.
Im ländlichen Gebiet sind vor allem Viehzüchter sowie Milchproduzenten tätig.
Natur
Die Umgebung von Gostyn ist wunderbar geeignet, um aktiv im Schoß der Natur seine Freizeit zu gestalten. Im Naturschutzgebiet unweit von Stary Gostyn kann man echte Sumpfpflanzen und im Ostrowoer Wald einige Steppenpflanzen finden.
Abwechslungsreiche Fahrradtouren führen durch die Stadt und die Umgebung. Die Stadt baut das Radwegenetz ständig aus.
Zahlreiche Umweltschutzinvestitionen haben dazu beigetragen, die Reinheit der Gewässer zu verbessern und dem Naturschutz Rechnung zu tragen.
Aktive Freizeitgestaltung
Das Gostyner Zentrum für Sport und Erholung sowie zahlreiche Sportvereine und Klubs bieten ein breites Angebot zur Freizeitgestaltung.
Neben den beliebtesten Sportarten, wie Fußball und Volleyball, ist Kegeln eine echte Gostyner Spezialität. Die Kegelhalle ist mit modernster Technik ausgestattet und häufig Schauplatz von internationalen Wettkämpfen. Aber auch mehrere hundert Personen kegeln in den Gostyner Amateurligen.
Karatekämpfer werben während der zahlreichen Turniere für die Stadt, genauso wie die Radfahrer auf den Straßen des ganzen Landes. Seitdem eine Schwimmhalle erbaut wurde, gibt es auch viele Schwimmer. Ganz neu ist die Halle, wo im Winter eine Eisbahn und im Sommer ein Tennisplatz zur Verfügung stehen.
Die Sportplätze sind zwischen Frühjahr und Herbst bis in die späten Abendstunden besetzt. Für die jungen Gostyner Fußballspieler ist Nationalspieler Andrzej Juskowiak ein Vorbild. Der Torschützenkönig bei den Olympischen Spielen in Barcelona (1992) begann seine Karriere in Gostyn. Später spielte er u. a. in der 1. Bundesliga für Mönchengladbach (1996-98), Wolfsburg (1998-2002) und Cottbus (2002-03). Kania Gostyn, sein erster Klub, ist seit Jahren für seine hervorragende Jugendarbeit bekannt.
Auslandsbeziehungen
Gostyn hat mehrere kommunale Kontakte und Partnerschaften. Weitere Partner sind die Region Rouen in Frankreich, Kekava (bei Riga) in Lettland aus und Ninotsminda in Georgien.
Seit etwa 40 Jahren gibt es auch eine enge Zusammenarbeit zwischen Gostyn und Dresden.
Deutsch-Polnische Schulpartnerschaft
Am 13. Mai 2014 wurde zwischen der Nordschule Steinach und dem Gostyner Gymnasium Nr. 1 ein Partnerschaftsvertrag geschlossen.
Seit dem findet ein regelmäßiger Schüleraustausch zwischen den Schulen statt, so dass sich die Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrer beider Schulen untereinander kennen lernen und durch den Aufenthalt bei den Gastfamilien auch den Alltag der Menschen, vor allem der Jugendlichen, in den Partnergemeinden erleben.
Entdecken Sie Gostyn im Internet : www.gostyn.pl